Blogartikel zum Thema: Unbezahlt zur Teamklausur?

Unbezahlt zur Teamklausur?

Unlängst brach der Sturm der Entrüstung in einer Facebook-Gruppe aus, als eine Kollegin diese Frage stellte. Ihr Chef hatte alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingeladen, an einem Samstag im September unbezahlt an einer Teamklausur auf freiwilliger Basis teilzunehmen. Es ginge um die Strategie der Firma in Zeiten von Corona.

Tenor der Antworten war blanke Empörung:

„Du bist angestellt, also ohne Bezahlung brauchst du sicher nicht zum Teamklausur! Das ist gesetzlich geregelt. So weit kommt es noch …!“

Nun, es ist eine verzwickte Situation. Wenn Sie NEIN-Sagen, wird es definitiv unangenehme Folgen haben. Andererseits ist Freizeit ein hohes Gut. Was können Sie also tun, um in einer wirtschaftlich angespannten Post-Corona-Zeit von diesem Dilemma zu profitieren? Zu den Rahmenbedingungen: Die österreichische Unternehmenslandschaft ist geprägt von mittelständischen Unternehmen. Über 99% aller Unternehmen in Österreich fallen in diese Kategorie, mit weniger als 250 Angestellten, und sie beschäftigen etwa 2 Millionen Menschen. Ich kenne viele Unternehmer und Unternehmerinnen, die in den letzten Wochen mehr als eine schlaflose Nacht verbracht hatten, mit quälenden Gedanken über die Auswirkungen des Lockdowns auf mittelfristige Sicht. Ich habe Interviews im Ohr, in denen die Sorge um die Angestellten und ihre Familien besonders schwer wog und Sätze wie: „Ich muss mein Geschäft retten, damit ich meine MitarbeiterInnen halten kann – es sichert ihnen und ihren Familien die Existenz.“

Also, herausfordernde Zeiten erfordern außergewöhnliche Lösungen. Was sind nun die Chancen, an einem unbezahlten Strategiemeeting freiwillig teilzunehmen?

Was können Sie gewinnen?

1. Sie können Ihre Ideen einbringen, aktiv partizipieren und ein Umfeld schaffen, indem Sie gerne arbeiten, mit dem Sie sich identifizieren und dazu gehören.

2. Sie zeigen, dass Sie loyal sind – und daran wird man sich erinnern, wenn es hart auf hart kommt.

3. Sie sammeln Bonuspunkte für spätere Verhandlungen, wenn Sie selbst einmal etwas brauchen – wie Zeitausgleich, Urlaub, Gehaltswünsche, einen Firmen-Parkplatz, einen bestimmten Schreibtisch, eine Fortbildung …

Wie gehen Sie nun am besten vor?

1. Nutzen Sie diese Gelegenheit für Ihre Positionierung:
Sagen Sie Ihrem Chef, dass Sie es schätzen, gefragt zu werden und mitgestalten zu können und dass die Teamklausur eine gute Idee ist. In dieser wirtschaftlich herausfordernden Zeit nehmen Sie gerne unbezahlt teil. Wenn das Unternehmen wieder in ruhigerem Fahrwasser agiert, dann sind ja die Voraussetzungen wieder anders.

2. Fragen Sie, wie Sie sich vorbereiten können, wie die Agenda aussieht, welche Themen besprochen werden.

3. Bereiten Sie Ihre Ideen und Statements vor. Alle im Unternehmen bringen eine spezifische Perspektive ein, Sie sind wie ein Kapillarsystem. Sie haben Knowhow, das andere nicht haben, auch ihr Chef nicht. Sie kennen die Zwischentöne der KundInnen, wenn Sie im Innendienst sind und aktuelle Trends, wenn Marketing ihre Expertise ist, usw.

4. Leiten Sie Ihre Statements spannend ein, damit man Ihnen auch gerne zuhört, es geht weniger um Informationen, es geht um „excitement in the air!“ Warum sollten die anderen Ihnen zuhören? Zum Beispiel: „Ich habe da ein interessantes Detail, das wird uns auf Erfolgskurs bringen: Und dann legen Sie los. Oder: „Wollt ihr einen spannenden Gedanken hören, der uns weiterbringen wird (der uns hilft, dieses bestimmte Problem in den Griff zu bekommen)?“

5. Greifen Sie gute Ideen anderer auf, besonders auch jener die oft überhört werden, vielleicht weil sie sich zu unscheinbar präsentieren. Zum Beispiel: „Sarah hat gerade gesagt, dass … ich finde das einen genialen Ansatz /eine coole Idee/ besonders wichtig.“ In guten Teams haben alle einen respektierten Platz.

6. Bedanken Sie sich in der Schlussrunde bei allen für den gemeinsamen Tag und Austausch: „Ich finde, wir können stolz auf uns sein … Ich schätze es, mit euch zusammenzuarbeiten …. Wenn wir so wie heute an einem Strang ziehen, dann werden wir es schaffen, etc.“.

7. Am nächsten Arbeitstag: Schreiben Sie eine E-Mail an Ihren Chef – entweder mit der ersten Umsetzung oder mit einen konstruktiven Feedback zur Klausur.

Worst-Case-Szenario

Das allerschlimmste, was Sie in dieser Situation tun können, ist, widerwillig an der Teamklausur teilzunehmen. Sie ärgern sich darüber, dass Sie Ihre Freizeit in der Firma verbringen und lassen es alle anderen spüren. Dabei kommt nichts als Frust heraus. Deshalb:

Nutzen Sie Ihre Chance sich zu positionieren.

Im Juni habe ich an einem Samstag eine Teamklausur für eine kleine Volksschule begleitet. Außer mir als Moderatorin hat definitiv niemand bezahlt bekommen und von 18 LehrerInnen und PädagogInnen haben 17 freiwillig teilgenommen. Es war ein konstruktiver Tag in angeregter Atmosphäre mit einem Output, der sich sehen lassen konnte. Ob ein Teamtag gut war, zeigt sich immer beim Verabschieden. Wenn trotz Abstandhalten ganz intuitiv die Hand gereicht wird und übersprudelnde Sätze von den Lippen kommen, dann war’s gut. Sie hatten alle viel Spaß miteinander und einen Energieschub der über den Sommer anhält und in den Herbst hineinreicht.

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